Antirassismusberatungsstelle “We Act”

Der Bedarf an niedrigschwelligen Beratungsangeboten für Menschen, die von struktureller Diskriminierung betroffen sind, ist in Deutschland, insbesondere im ländlichen Raum, nach wie vor erheblich. Bestehende Beratungsstrukturen weisen häufig Defizite in den Bereichen Macht- und Rassismuskritik, Mehrsprachigkeit, Zugänglichkeit und Diversität innerhalb der Berater:innen auf. Zur Schließung dieser Lücken müssen Beratungsangebote gestärkt, professionalisiert und erweitert werden. Das von der Antirassismusbeauftragten der Bundesregierung geförderte Projekt „We Act“ setzt sich gezielt mit diesen Herausforderungen auseinander und adressiert die Beratungsbedarfe von Personen, die von Rassismus oder anderen Formen struktureller Diskriminierung betroffen sind.

Im Rahmen des Projekts „We Act“ wurden community-basierte rassismuskritische Anlauf- und Beratungsstellen aufgebaut und professionalisiert. Der Bundesverband Netzwerke von Migrant:innen e.V. (NeMO) bildete hierzu 20 Beratende in einer umfassenden Basisqualifizierung aus, die insgesamt 21 Module umfasst.

Zu den Inhalten der Qualifizierung zählen unter anderem:

  • Beratungstechniken und Interventionen,
  • Formen und Wirkungsdimensionen von struktureller Diskriminierung, einschließlich Antisemitismus und dem historisch tradierten spezifischen Rassismus gegenüber Sinti und Roma,
  • Intersektionalität,
  • Konzepte von Community,
    macht- und rassismuskritische Beratung,
  • Healing Justice sowie (Re- und Sekundär-)Traumatisierung.

Die Qualifizierung wird bis 2025 durch zusätzliche Module vertieft. NeMO kooperiert bei der Umsetzung mit zahlreichen diskursbestimmenden Organisationen, darunter das Institut für Social Justice and Radical Diversity, CLAIM, OFEK e.V., ARIC NRW e.V., die Hildegard-Lagrenne-Stiftung, das Berliner Melderegister und Romani Phen e.V. Die Zusammenarbeit mit diesen Partnern ermöglicht eine fundierte und praxisnahe Vermittlung der Inhalte.

Die ausgebildeten Beratenden kommen von 13 überwiegend migrantischen Trägern aus sechs westdeutschen Bundesländern und arbeiten an insgesamt elf Standorten.

Im November 2023 eröffnete die Sinti Union Schleswig-Holstein im Rahmen des Projekts „We act” Rassismus entgegentreten und diskriminierungsfreie Gesellschaft mitgestalten“ eine Antirassismusberatungsstelle in ihrer Geschäftsstelle in Neumünster. Die Beratungsstelle richtet sich an alle Personen, die vom historischen tradierten spezifischen Rassismus gegenüber Sinti und Roma, Antisemitismus und anderen Formen struktureller Diskriminierung betroffen sind.

Die Beratung erfolgt durch Dominik Laubinger, einen ausgebildeten rassismuskritischen Berater, der selbst Sinto und vom spezifischen Rassismus gegenüber Sinti und Roma betroffen ist und somit Expertise bereits einbringt. Das Beratungsangebot umfasst qualifizierte Erst- und Verweisberatungen und wird den individuellen Bedürfnissen der Klient:innen angepasst. Die Beratung kann sowohl digital, an einem Ort der Wahl innerhalb von Schleswig-Holstein oder in der Beratungsstelle in Neumünster stattfinden.

 

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